Stress- und Burnout-Risiko

Früherkennung und Prävention

 

Stressassoziierte Erkrankungen stellen zunehmend eine medizinische Herausforderung dar. Laut WHO gehört Stress zu den größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. Seelische Störungen zählen in der westlichen Welt zu den führenden Ursachen von Erkrankungen und Arbeitsunfähigkeit. Die WHO schätzt, dass mehr als die Hälfte davon stressbedingt sind.

Während eine kurze, kontrollierbare Stressreaktion eine leistungssteigernde und lebenserhaltende Antwort des Organismus auf besonders herausfordernde Lebenssituationen darstellt, führen wiederholte oder andauernde Belastungen zu chronischem Stress. Stress ist also prinzipiell ein gesunder physiologischer Vorgang, der zu erhöhter Anpassungs- und Leistungsfähigkeit führt. Chronischer Stress hingegen ist die Belastung durch Anforderungen, die vom Menschen als bedrohlich, unangenehm oder überfordernd wahrgenommen werden. Er ist schließlich ein entscheidender Risikofaktor für die Gesundheit.

Die Vielfalt der Gesundheitsstörungen, die aus Dauerstress resultieren können, beruhen letztlich auf Veränderungen des komplexen Netzwerkes seelisch-emotionaler, neurologischer, hormoneller und immunologischer Komponenten - zusammengefasst unter dem Begriff der Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie (PNEI).

Beim anhaltenden Stress verbleibt das neuro-endokrine System im erregten Zustand, die natürliche Stressreaktion läuft nicht vollständig ab. Eine Dauerbelastung von Herz und Kreislauf ist die Folge, die Erholungsphase bleibt aus. Die natürlichen Rhythmen physiologischer Prozesse sind empfindlich gestört, was psychische und physische Belastungen nach sich zieht.

Bevor sich definierte Erkrankungen manifestieren, treten meist funktionelle Beschwerden auf: beispielsweise Schlafstörungen, Nervosität, Konzentrationsschwäche, unspezifische Kreislauf- und Magen-Darm-Beschwerden, erhöhte Muskelanspannung sowie Kopf- und Rückenschmerzen.

Typische stressassoziierte Erkrankungen sind zum Beispiel der Bluthochdruck, die koronare Herzkrankheit, Immundefizite, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Fibromyalgie und auf der seelischen Ebene Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Burnout- Syndrom.

 

 

 

 

 

 

Diagnose von Stress und stressbedingten Erkrankungen

 

Die Komplexität und individuelle Prägung von Stressreaktionen erfordern in der Diagnostik ein ebenso individuelles Stressprofil auf der biografischen, der seelischen und schließlich körperlichen Ebene.

 

1. Anamnese und körperliche Untersuchung

Grundlage für die Stressdiagnose ist eine umfassende Anamnese (Krankengeschichte) unter Berücksichtigung der privaten, beruflichen und familiären Situation sowie die körperliche Untersuchung.

 

2. Labor

Zur Evaluierung biochemischer Stressfolgen können je nach Indikation und Fragestellung folgende Parameter erhoben werden:

  • Routineparameter

zur Beurteilung der wichtigsten Organfunktionen (wie Blutbild, Leber- und Nierenwerte, Blutzucker, Blutfettwerte, Harnsäure, Elektrolyte, Schilddrüse)

Spezifischer ist die Bestimmung der Stresshormone, der Gehirnbotenstoffe (Neurotransmitter) und auch der an den Stoffwechselvorgängen beteiligten Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren:

  • Cortisol-Tagesprofil
  • DHEA
  • Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Glutamat, Histamin
  • GABA, Glycin, Taurin, Serotonin
  • Vitalstoffprofil

vor allem B-Vitamine, Selen, Zink, Magnesium, Vitamin D3, Coenzym Q 10

Da im Rahmen des ersten Stressstadiums häufig unspezifische Verdauungsstörungen, Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts, Immunregulationsstörungen, Dysbalancen zwischen Pro- und Antioxidanzien sowie überschießende Bildung des Radikals Stickstoffmonoxid vorkommen, können folgende Untersuchungen sinnvoll sein:

  • Analyse der Darmflora
  • Säure-Basen-Profil
  • Immunstatus
  • oxidativer und nitrosativer Stress

 

Schließlich können auch toxische Umweltbelastungen (z.B. Schwermetalle wie Amalgam) als Stressoren wirken und zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

Deren Nachweis erfolgt durch entsprechende

 

  • umweltmedizinische Analysen

 

 

3. Herzratenvariabilität (HRV)

 

Aus der Forschung der Chronobiologie wissen wir, dass sämtliche Lebensprozesse im Menschen rhythmisch gestaltet sind, voneinander abhängen und sich gegenseitig beeinflussen. In diesem rhythmischen System sind das Herz und die Lunge die zentralen Organe für die Harmonisierung und Synchronisation praktisch aller körperlichen Vorgänge im Menschen.

Ein gesundes Herz schlägt nicht ganz gleichmäßig, sondern es variiert die Frequenz von Schlag zu Schlag. Diese Variation wird Herzratenvariabilität (HRV) genannt. Die Messung der Herzratenvariabilität erlaubt eine sehr zuverlässige Beurteilung der Regulationsfähigkeit des vegetativen Nervensystems. Dessen beide Steuersysteme sind der Sympathikus, verantwortlich für Anspannung und Leistungsfähigkeit, und der Parasympathikus, der für Entspannung und Regenerationsprozesse sorgt.

Aufgrund der engen Verflechtung des vegetativen Nervensystems mit den anderen funktionellen Regelkreisen des Organismus zeigen alle klinischen Studien, dass es keine relevante Erkrankung gibt, die nicht mit einer massiven Veränderung der vegetativen Regulation einhergeht. Daher ist die HRV-Messung geeignet, sich anbahnende Erkrankungen aufzudecken, bevor klinische Symptome auftreten. Die Herzratenvariabilität nimmt daher eine herausragende Stellung sowohl in der Diagnostik, als auch in der Erfolgskontrolle durchgeführter Therapien ein.

Schließlich können auf der Grundlage des so gewonnenen Stressprofils individuelle präventivmedizinische bzw. therapeutische Konzepte entwickelt werden.

Im ersten Schritt werden unter Berücksichtigung der gewonnenen Laborergebnisse bestehende Dysbalancen durch eine gezielte Substitution der entsprechenden Neurotransmitter-Vorstufen (Aminosäuren) und der für die Synthese notwendigen Mikronährstoffe ausgeglichen.

Die zentralen Aspekte einer lösungsorientierten Stressprävention bzw.

-behandlung sind allerdings Ressourcen fördernde, salutogene Verfahren, mit denen die Selbstregulation und die Resilienzfähigkeit gestärkt werden.

Dazu gehört insbesondere auch die Wiederherstellung des individuellen Biorhythmus gemäß der chronobiologischen Gesetzmäßigkeiten, das Erlernen von Entspannungstechniken und eine an den konkreten Alltagsanforderungen entwickelte Stressreduktion, letztlich die Förderung und Entfaltung des Gefühls der Kohärenz, der Stimmigkeit.

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